Hitze, Staub und hohe Berge: Bei der Sommererprobung in der spanischen Sierra Nevada müssen Busse und Trucks unter extremen Bedingungen beweisen, was in ihnen steckt. Erst wenn die MAN-Fahrzeuge sich hier bewähren, sind sie bereit für die Kunden.
Es ist Nachmittag, 14.00 Uhr. In Granada, klettert das Thermometer langsam an die 40-Grad-Grenze. Wie nahezu jeden Tag verwandelt sich Andalusien im Hochsommer hier in einen Glutofen. Höchste Zeit für eine Siesta? Ganz im Gegenteil. Für Versuchsingenieurin Sabine Lützeler sind gerade das ideale Bedingungen, um ihren Laptop anzuwerfen und mit Erprobungsleiter Philipp Freischlag eine weitere Testfahrt mit dem 15-Tonner-TGL zu starten. Ihr Ziel: die Limits des MAN-Trucks auszutesten. Etwa 35 Kilometer geht es dazu hoch in die Sierra Nevada, eine heiße Kletterpartie von 700 auf 2.500 Meter, auf engen Serpentinen mit Steigungen von bis zu 22 Prozent. Das ist eine Herausforderung für Mensch und Material.
Im Visier der Tester steht die Kraftstoffverbrennung unter gleichzeitiger Einhaltung der neuen Euro 6c-Abgasnorm, die ab 2017 verbindlich sein wird. Dazu wurde der Motor des TGL mit zahlreichen Sonden und Messgeräten bestückt. Unterwegs wechselt Sabine Lützeler auf ihrem Laptop zwischen einer Vielzahl von Kurven und Grafiken, aus denen die 33-jährige Entwicklungsingenieurin die unterschiedlichen Fahrsituationen ablesen und in Echtzeit verschiedene Stellschrauben verändern kann. „Das ist wie eine Operation am offenen Herzen“, sagt Lützeler.
Die Sommererprobung ist – neben ihrem Pendant im nordschwedischen Winter – der letzte große Härtetest, bevor sich die neuen Fahrzeuge und ihre Technologie am Markt behaupten müssen. Bis dahin fließt unendlich viel Arbeit und Innovationskraft in die Technik. „Insgesamt sind bei MAN rund 250 Experten in die Entwicklung einbezogen, über 70 davon sind in Granada vor Ort: Fahrer, Fahrzeugbetreuer, Werkstattmitarbeiter, Applikateure und Ingenieure“, berichtet Rainer Miksch. Der 50-Jährige verantwortet den Erprobungsbereich Gesamtfahrzeug Truck & Bus. Für ihn ist es die 19. Sommererprobung. „Angefangen haben wir mit zwei Mitarbeitern und vier Autos“, erinnert sich Miksch. „Es ist schon beeindruckend, was daraus geworden ist.“
Während der Lkw die Serpentinen zur Skistation Pradollano hinaufklettert, lenkt Zeljko Krcelic seinen 18-Meter-Gelenkbus durch Granada. Der 55-jährige Kroate ist gelernter KFZ-Elektriker und seit 38 Jahren bei MAN. Auch er ist ein erfahrener Testprofi, zum fünften Mal nimmt er schon an einer Sommererprobung teil. Seit der Abfahrt in München laufen in seinem MAN Lion’s City die Messgeräte und nehmen alle erforderlichen Daten für die Abgasnachbehandlung auf. 2.400 Kilometer hat Krcelic auf dem Weg nach Andalusien zurückgelegt. Immer wieder erstellt er Protokolle und führt all die Daten zusammen, die sich aus dem Autobahn- und Stadtbetrieb ergeben.
Im Fokus der Bustester stehen vor allem die neuen Abgasstufen, Motorkühlung und Getriebeabstimmung sowie der Fahrbetrieb bei optimalen Drehzahlen. Und das alles unter extremen Temperaturbedingungen in der Gluthitze von Andalusien. Hier muss sich auch die Klimatisierung im Fahrerbereich bewähren: „Der Fahrer soll sich acht Stunden wohlfühlen“, betont Krcelic. „Er hat andere Anforderungen als die Fahrgäste, für die beim Ein- und Aussteigen die Temperaturschwankungen nicht zu krass ausfallen sollten.“
Die Sommererprobung bringt auf unterschiedlichste Art und Weise Praxis und Engineering zusammen. „Es ist beeindruckend, wie das Team zusammenspielt und wie sich dabei wissenschaftliche Reife mit langjähriger Praxiserfahrung verbindet“, sagt Rainer Miksch. Überall sei die Produktbegeisterung und hohe Eigenmotivation aller Beteiligten zu spüren. „Das ist kein Job wie jeder andere“, ist Miksch überzeugt. Zufrieden ist er aber erst, wenn er die getesteten Fahrzeuge und Komponenten schließlich als Serienprodukte auf der Straße sieht. „Dann weiß ich, dass wir einen guten Job gemacht haben.“
Bilder: © Max Kratzer
Egal ob als 5-, 6-, 7,5- oder 10-Tonner: Der MAN TGL überzeugt durch optimale Konfigurierbarkeit, niedriges Eigengewicht und hohe Nutzlast im Verteilerverkehr.
Die modular anpassbare Stadtbusreihe erfüllt selbst höchste Anforderungen im städtischen Personennahverkehr und überzeugt durch viel Komfort und Sicherheit.